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 Post subject: Das Freie Integrale Hang: Bereicherung oder Einschränkung?
PostPosted: Thu Dec 15, 2011 1:00 pm


Joined: Wed Oct 27, 2010 3:48 pm
Posts: 507
Location: Deutschland, NRW
Gestern fragte jemand auf www.hangblog.org: "Ist das Hang über die Jahre 'schlechter', weniger variabel geworden?" Und: "Kann man von einer klanglichen Weiterentwicklung, vor allem was den Tonring angeht, sprechen? Kann ich von einem ähnlich vielschichtigen Klang ausgehen, wie in den Anfängen oder leidet die Variabilität oder das experimentelle Spielen unter den neuen Entwicklungen?"

Da solche Fragen nach der Einschätzung des Unterschieds zwischen dem Freien Integralen Hang und den älteren Instrumenten wohl auch andere umtreiben, stelle ich meine Antwort auf diese Fragen auch noch mal hier im Forum ein:

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Die Metapher vom Hang als Klangskulptur weist auf eine zentrale Eigenschaft des Hang hin. Es bietet keinen linear angeordneten Vorrat von Tönen mit idealerweise identischen Eigenschaften sondern ist eine Gebilde aus schon gestaltetem Klang. Seine Klänge sind nicht linear angeordnet sondern in einem Raum um ein Zentrum herum, den mit dem Gu gekoppelten Ding (sowohl räumlich als auch akustisch verstanden).

Man stelle sich einmal ein Klavier vor, bei dem der Ton C4 besonders starke Resonanzen hervorriefe und die verschiedenen Tasten eine unterschiedliche Anschlagcharakterstik hätten: Für einen Pianisten, der ein schnelles Stück in Des-Dur zu spielen hätte, eine Katastrophe! Der Pianist braucht ein linear angeordnetes einheitliches Tonmaterial, das er entsprechend der jeweiligen musikalischen Erfordernisse beherrschen kann.

Der Hangspieler, der auf die Eigenart seines Instruments eingeht, tut etwas anderes als der Pianist. In der Interaktion seiner Handgesten mit der in das Hang eingestimmten Klangskulptur gestaltet er seinerseits eine sich in der Zeit verändernde Klangskulptur zweiter Ordnung. Will er dabei den ganzen Klangreichtum seines Hang ausnutzen, muss er darauf verzichten, sein Instrument (wie der Pianist es anstrebt) beherrschen zu wollen. Der Fokus auf trainierbare und reproduzierbare Spieltechniken führt nicht zum Ziel. Vielmehr ist er darauf angewiesen, in jedem Augenblick auf die akustische Antwort des Hang auf seine Handgesten zu horchen, sich vom Klang berühren zu lassen und seinerseits mit den Händen darauf zu antworten.

Die Entwicklung des Hang durch die Hangbauer der PANArt war in den letzten sieben Jahren von dem Ziel geleitet, diese soeben beschriebene Eigenart des Hang zu stärken. Dabei hat das Hang sich verändert. Es ist tiefer und wärmer geworden. Die dynamische Gestalt seiner Klänge wurde ausgeprägter geformt. Sie vermögen den Zuhörer stärker zu berühren und der Hangspieler kann sie variabler gestalten - insbesondere beim Spiel mit dem Gu-Ding.

Diese Qualitätssteigerung machte auf der anderen Seite verschiedene Veränderungen erforderlich, ohne die sie nicht zu haben war. Dazu gehörten die Verringerung von acht auf sieben Töne im Tonkreis, die Beschränkung auf ein einziges Klangmodell und der Verzicht auf die Kalibrierung der Tonhöhe auf den Kammerton A=440 Hz, der mit der Einführung der freien Stimmung ohne Stimmgerät verbunden war.

Ob die Gesamtheit der Veränderungen des Hang als Einschränkung oder Bereicherung eingeschätzt wird, liegt an den Bedürfnissen des Einzelnen. Wer wie ein Pianist einen möglichst umfangreichen, linearen, einheitlichen Tonvorrat braucht, um ihn entsprechend seiner musikalischen Erfordernisse benutzen zu können, wird von der Entwicklung des Hang von der ersten Generation zum Freien Integralen Hang enttäuscht sein (und entsprechende Kommentare lassen sich vielerorts auch nachlesen). Wer dagegen die Eigenart des Hang als Klangskulptur schätzt, sich auf die Interaktion mit dem gestalteten Klang in jedem Moment einlassen kann und weiß, dass er dazu den Versuch aufgeben muss, sein Hang beherrschen zu wollen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das aktuelle Freie Hang als das beste Hang empfinden, das jemals gebaut wurde.


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 Post subject: Re: Das Freie Integrale Hang: Bereicherung oder Einschränkung?
PostPosted: Wed Feb 01, 2012 3:49 pm

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Joined: Thu Oct 28, 2010 3:53 pm
Posts: 6
Location: Germany, Rostock
Was unterm Strich aber nicht bedeuten muss, dass man ein FIH nicht "beherrschen" kann.
Das kommt natürlich darauf an, was man unter "beherrschen" versteht.

Ich denke aber, dass auch mit einem FIH reproduziert oder mit anderen Instrumenten gemeinsam gespielt werden kann und man schöne Ergebnisse erhält :)


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